theHacker's Blog
– It's just a glitch in the Matrix –

Rückgabe einer defekten microSD-Karte bei Müller – Diagnose: Katastrophe

Der stationäre Einzelhandel beschwert sich, dass alle nur noch online einkaufen ("Ladensterben"). Hier ein klassisches Beispiel, warum ich mich persönlich nicht darüber wundere: Rückgabe einer defekten microSD-Karte bei Müller…

Vorgeschichte

Einkauf bei Müller

Meine SanDisk-microSD-Karte am Raspberry Pi hat sich neulich verabschiedet. Da ich schnellen Austausch brauchte, hab ich mich entschlossen, die Karte direkt im Laden zu kaufen. Gibt keinen designierten Elektromarkt bei mir in der Nähe, weshalb ich zum Müller bin ("…mehr als eine Drogerie", um mal den Titel-Slogan von ihrer Internetseite zu zitieren).

Müller is ja eigentlich eine Drogerie, hat aber auch Schreibsachen, Spielzeug und einige Multimedia-Produkte, wie z. B. Spielekonsolen, Blurays und Handyzubehör. Speicherkarten hatte ich 3 verschiedene Hersteller gesehen. Auf Augenhöhe eine eigene Müller-Marke und Intenso, unten am Boden (wo ja normal nur der Billigramsch is) SanDisk. Meine Überlegung war

  • a) SanDisk hat nach 2 Jahren den Geist aufgegeben, probier ich wen anders.
  • b) Kingston gab es nicht. Die hätte ich gern probiert, weil ich von denen im Internet gelesen hatte, dass die auch teure "Industrial"-Produkte haben, die auf Langlebigkeit ausgerichtet sind.
  • c) Die Markenprodukte sind normal immer auf Augenhöhe (damit der 08/15-Kunde sie den günstigen Produkten vorzieht)

Die defekte SanDisk hatte eine Kapazität von 16 GB. Ich brauchte also keine große, weil es nicht wirklich ums Datenspeichern, sondern nur um ein Betriebssystem für das Raspberry geht. Daten selber liegen im Netzwerk 😎

Was hab ich gekauft?

  • Eine Intenso microSD mit 16 GB Kapazität
  • Eine Intenso microSD mit 32 GB Kapazität
    • (einfach in Reserve bzw. in Voraussicht, falls ein anderer Raspberry n Ersatz braucht)
  • Ein Intenso USB-Stick mit 64 GB Kapazität
    • (kann man immer brauchen und meine bisherigen USB-Sticks sind alt, die haben nur 2 oder 4 GB Kapazität)

Der Preisunterschied zwischen der 16er und der 32er Karte war grade mal ein Euro. Generell ist das Zeug ultrabillig – und ich meine das in einem sehr negativen Aspekt –, man hört immer mehr von defekten Medien, Betrüger basteln Geräte, die falsche Kapazität vorgaukeln, … Die 16er hat 6,99€ gekostet, die 32er 7,99€ und der 64er-USB-Stick 9,99€.

Verzweiflung zu Hause

Eigentlich wär die Sache in wenigen Minuten erledigt gewesen: Ich hatte die defekte SanDisk-Karte erfolgreich mit ddrescue backupen können. Ebenso einfach hätte ich das Backup auf die neue Intenso-Karte zurück schreiben können.

Die Kapazität hat nicht gepasst, es gab gegen Ende einen Schreibfehler. Ich hab mir nix groß dabei gedacht. Man is ja schon gewohnt, dass Hersteller ihre Angaben bei Datenträgern so "pi mal Daumen" machen können. (Das Issue "Gigabyte vs. Gibibyte" sollte hier keine Rolle spielen, weil sich Datenträgerhersteller mittlerweile einig sind, immer die "kleinere" Kapazität zu verwenden, …was seit der Jahrtausendwende auch offiziell korrekte Angaben sind.)

Kernel-Log sagt, es sind weder 16 Gigabyte (GB), noch 16 Gibibyte (GiB)… 🙈

[Do Aug 21 14:31:57 2025] sd 8:0:0:1: [sdb] 30535680 512-byte logical blocks: (15.6 GB/14.6 GiB)
[Do Aug 21 14:31:57 2025] sdb: detected capacity change from 0 to 30535680

Ich machte viele Versuche

  • Datenträger neu formatieren
  • Datenträger komplett vollschreiben (ohne Dateisystem)
  • Datenträger im Hexeditor inspizieren
  • fsck

Es war zum Mäuse melken… Schreibfehler… zwischendrin waren plötzlich alle Daten weg und der Datenträger war voller FF-Bytes.

Erst hab ich meinen SanDisk-microSD-USB-Adapter verdächtigt, den ich zum Schreiben genommen hab. Bin nach einigen Versuchen dann auf USB-Multi-CardReader mit microSD-SD-Adapterkarte umgestiegen und hab beide Karten (und den USB-Stick) ausführlich unter die Lupe genommen. Mit f3-Tools ("f3 Fight Flash Fraud") hab ich alle Medien analysiert, ob Defekte (oder gar Kapazitätsbetrug) vorliegen.

Die gute Nachricht: Alle Medien hatten bestanden, d. h. wurden vollständig mit Daten beschrieben und haben im Anschluss diese Daten auch wieder so zurückgegeben. So soll es sein.

Ich nehm also wieder die 16er-Karte und hatte mich inzwischen dazu entschieden, nicht mehr das Backup einzuspielen, sondern eine frische Installation zu machen (Orchestrierung mit Ansible war für diesen Raspberry sowieso schon lange überfällig 😇).

Die Installation mit rpi-imager hatte aber auch Probleme. Mittendrin beim Schreibvorgang kam ein Schreibfehler. (Ich hatte schon die ganze Zeit immer das Kernel-Log offen, um Probleme direkt zu sehen.) Ich habs dann nochmal probiert und es ging. Raspberry Pi hat auch ganz normal gebootet und ich machte mich an die Einrichtung mit Ansible.

Plötzlich… im laufenden Betrieb so nach maximal ner Stunde, eher ne halbe Stunde… alle grafischen Anwendungen haben rumgesponnen. Ich hatte ne Konsole offen, simple Befehle wie ls oder cd .. scheiterten mit "No such file or directory". Der Datenträger war von jetzt auf gleich "leer" (wieder voller FF-Bytes).

Definitiv: Die 16 GB microSD-Karte von Intenso war defekt! 👎

Ich hab die 32er Karte genommen und konnte spätabends dann noch alles erfolgreich einrichten. Morgens die Erleichterung: Die Displays liefen noch, die Anwendungen waren noch da, alles noch da, Dateisystem rw, die Karte is ok 😃

Umtausch bei Müller

Mir war klar, ein weiterer nerviger Teil steht noch aus: Reklamation der defekten Karte im Müller.

Soll – wie es sein sollte

Eigentlich stell ich mir das so vor:

  • Ich geh hin, schildere das Problem, dass die Karte kaputt is und ich mein Geld wieder haben möchte
    • Hab extra bevor ich aus dem Haus bin, schon gecheckt, ob ich ein Centstück im Geldbeutel hab, damit's a) schneller geht und b) ich nicht ne Menge Kleingeld krieg
  • Kassenzettel wird geprüft
    • dass ich das Produkt auch wirklich bei denen gekauft hab und ich im Rahmen der Gewährleistung bin
  • Produkt wird eingescannt
  • Filialleiter-/manager muss ggf. seinen Key an die Kasse halten, um die Rückgabe zu autorisieren
  • Die kriegen die defekte microSD-Karte und ich krieg mein Geld
  • Happy End

Ist – die bittere Realität

Ich stell mich an Kasse (vor mir noch 2 Kunden). Kassiererin fragt mich schon "Rückgabe?", ich "ja". Auf die Frage, wo los is, schilder ich das Problem mit der Karte, dass sie defekt ist. Ich hab mich bewusst kurz gehalten mit "ist defekt", evtl. dass ich "hält die Daten nicht" oder sowas noch gesagt hatte.

Eine Kollegin musste hier. Für mich klang es teilweise so, dass jene Kollegin, die das macht, nicht da ist oder Mittagspause hatte. Ich hab nicht alles verstanden, was sie entweder zu mir oder vor sich hingenuschelt hat. Ich durfte also warten, sie hat weitere Kunden abkassiert.

Eine Weile hatte ich Angst, dass die die Karte gar nicht zurücknehmen wollen.

Der Kunde behauptet…

beschrieb die erste der zweiten Kollegin das Problem. Die zweite verschwand dann mit der defekten Karte und meinem Kassenzettel. In der Zwischenstand wurden weitere Kunden abkassiert. Nachdem alle Kunde durch waren, hat sie mir noch ein "Kollegin kommt" (oder so) zugerufen und hat mich ganz allein stehen lassen.

Weitere Kunden waren dann verwirrt. Die Kassiererin kam zurück und erklärte "Der wartet". Es waren dann schon fast fünf Minuten um (ich hab nicht direkt am Anfang auf die Uhr geguckt), als die andere Kollegin wieder kam und mir sagte, ich krieg eine Ersatz-Karte. Auf die Frage "Geld geht nicht?" kam "Nein". Ok, liegt von meinem Verständnis her rechtlich im grünen Bereich.

Ich wollte ja ehrlich gesagt zwei Karten, hatte nur keine Lust auf eine weitere Runde Rückgabe, falls mit dieser Karte wieder was is. Die Chance, dass eine Charge vom Hersteller im Eimer is, ist ja durchaus hoch.

Die beiden Kassiererinnen haben sich dann irgendwie über den Kassenzettel unterhalten. Mein Eindruck, die erste hatte noch nie ne Rücknahme gemacht und wusste nicht sicher, ob sie den Kassenzettel des Kunden behalten sollte. Die zweite hatte sie dann bestätigt. – Mein Gedanke: WTF!? Ich brauch meinen Kassenzettel wieder! – Das musste ich dann auch artikulieren, dass ich doch einen Beweis des Kaufs für die anderen beiden Produkte brauch, sie soll doch ne Kopie machen.

Lieber Müller, habt ihr noch nie ne Reklamation abgewickelt?! Hätt ich denen den Kassenzettel behalten lassen und muss (müsste 🤞) die Tage nochmal kommen, dann hättet ihr mich sicherlich ohne mit der Wimper zu zucken abgewiesen mit "ohne Kassenzettel können wir nix machen". Manchmal frag ich mich schon, ob das kriminelle Energie ist oder Inkompetenz… ich glaub aber, es ist einfach "nur" Inkompetenz.

Ich hab wieder einige Minuten warten muss, bis die Kollegin zurückkam. An ihrem Gesichtsausdruck hat man schon ablesen können, dass sie tierisch genervt war. (Und ich war freundlich… möchte nicht wissen, wie viel Spaß die hat, wenn sie es mal mit einem erbosten, unfreundlichen, lauten Kunden zu tun hat… 😬)

Statt einer Kopie hat sie mit einem blauen Kugelschreiber einfach die Zeile durchgestrichen.

Gab wohl keinen Kopierer im Hinterzimmer. 🤷‍♀️ War vielleicht wirklich die erste Reklamation, wo ein Kunde mehr als einen Gegenstand auf einmal gekauft hatte 🤦 Vielleicht muss man bei Müller einfach jeden Artikel einzeln kaufen, damit man im Notfall auch separate Kassenzettel für jeden Artikel hat… 🙃

Happy End? 🤞

Ich lass während ich diesen Artikel hier schreib, grad f3write über die neue Karte laufen. Die Karte originalverpackt im Schrank zu lassen, wäre grob fahrlässig. Wenn ich sie brauch und sie is wieder kaputt, hab ich das Geld garantiert in den Wind geschossen.

Fazit

Bei Müller nur Zeugs kaufen, was nicht kaputt gehen/sein kann, wie Waschmittel, Dusch-Das und sowas. Spielzeug oder gar Elektronik-Produkte würde ich da nie wieder kaufen.

Ich hab ja eingangs kurz das Ladensterben angerissen: Jetzt wird auch klar, warum das passiert. Nächstes Mal kauf ich wieder bei Amazon. Da hab ich dasselbe Risiko, dass ich defekte Billig-Scheiße verkauft krieg. Der Unterschied: Mit ein paar Klicks kann ich das zurückgeben und ich muss nicht Angst haben, dass ich mein Geld nicht wiederkrieg.

Eine Anmerkung: Müller hat auch eine Webseite. Die 16 GB microSD von Intenso hätte es auch dort gegeben. Ich bin bis vorhin nicht auf die Idee gekommen, da zu gucken, da die Initialmotivation ja war "geh in den Laden, um sofort Ersatz zu kriegen".

Wenn die Frage is Müller-Webseite vs. Amazon-Webseite, dann punktet auch da ganz klar Amazon, weil ich a) dann meine Daten nicht noch weiter streuen muss (= bei Müller einen Account anlegen) und b) genau weiß, dass und wie der Reklamationsprozess abläuft.

Mein Aufruf

Lieber Müller, schult euer Personal lieber mal, wie man Reklamationen ordentlich abwickelt, statt eurem Personal einzutrichtern, dass man wie ein Papagei jeden Kunden mit "Haben Sie die Müller-App?" nach seinen personenbezogenen Daten fragen muss.

Auch das ist einer der Gründe für Ladensterben. Läden, die mich mit sowas nerven, meide ich! Wenn ich im stationären Einzelhandel einkaufe, dann möchte ich anonym einkaufen. Ich möchte nicht getrackt werden, ich möchte nicht meinen Namen, meine Adresse, oder/und Telefonnummer hergeben müssen, um ein Produkt zu kaufen.

Alle heulen rum wegen Datenschutz, und alle Daten sind sicher, …aber mal auf die Idee zu kommen, die Daten erst gar nicht zu sammeln (und lieber Leser: aufpassen, diese Daten weniger herzugeben), kommt keiner.

Ich hab ja erst neulich beobachten können, wie z. B. Lidl mit Telefonnummern seiner Kunden umgeht…

Ein Wort noch zu den SD-Karten-Marken

Ich hatte vorher eine Karte von SanDisk. Die hat fast 2 Jahre im Raspbarry Pi durchgehalten. Wie ich den Server runtergefahren hab, hatte er eine Uptime von über 400 Tagen, d. h. im Dauereinsatz. Und vermutlich hatte ich die Karte vorher schon verwendet.

Das Defekt-Symptom der SanDisk-Karte: Der Kernel hatte nach einem Schreibproblem das Filesystem auf readonly gesetzt. (Es hat immer noch fast 2 Wochen gedauert, bis ich das Problem überhaupt bemerkt hatte, Linux läuft trotzdem weiter 😄) Ich konnte die Karte ohne Probleme mit ddrescue sichern.

Weitere Versuche mit der defekten Karte haben gezeigt, dass sie quasi "intern read-only" ist. Prüft und fixt man sie z. B. mit fsck, meldet das Programm, dass das Dirty-Bit nicht gecleart werden konnte und der Datenträger trotzdem noch Fehler hat. Sämtliche Schreibzugriffe scheitern.

Im Vergleich dazu die defekte Intenso-Karte: Sie zeigt keine Anzeichen von Problemen, …bis plötzlich alle Daten weg sind. Lesezugriffe liefern nur noch -1- / (hex) FF-Bytes für den kompletten Datenträger.


Hast du Erfahrungen mit Speicherkarten und wie langlebig sie sind?
Erfahrungen mit Müller oder/und Reklamationen im stationären Handel? Teil gern deine Geschichte in den Kommentaren.

Kommentare zu diesem Artikel

Schreib einen Kommentar zum Artikel

CAPTCHA Das Internet ist leider voller Bots. 🙁 Bitte gib den obenstehenden Code ein.
Falls du den Code nicht lesen kannst oder dir unsicher bist, klick einfach hier, um einen neuen Code zu generieren.

Mit Abschicken des Formulars bestätigst du,
die Datenschutz-Infos gelesen zu haben.